Beim Spaziergang durch die Natur oder den eigenen Garten kann es vorkommen, dass ein junger Vogel am Boden entdeckt wird. In solchen Momenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und das richtige Vorgehen zu kennen. Jungvögel haben unterschiedliche Bedürfnisse, abhängig von ihrem Entwicklungsstadium.
Nestlinge etwa seien nicht oder spärlich befiedert, könnten nicht laufen oder fliegen und haben möglicherweise noch geschlossene Augen, erklärt Robert Schallehn, Geschäftsführer vom Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen. Sie sollten, wenn möglich, ins Nest zurückgesetzt werden. Ist das Nest nicht auffindbar oder zerstört, kann eine provisorische Unterkunft helfen. Bei Verletzungen sollte eine Vogel- oder Tierrettungsstation, wie die Wildtierauffangstation im Umweltbildungszentrum Leidenhausen, kontaktiert werden.
Ästlinge indes seien bereits gut befiedert und könnten kurze Strecken flattern oder klettern, so Schallehn. Sie übten das Fliegen und würden weiterhin von ihren Eltern gefüttert. Ästlinge sollten so in Ruhe gelassen werden, solange sie nicht verletzt sind und weiter gefüttert würden. Um dies zu prüfen, sollte man 30 bis 45 Minuten in einiger Entfernung warten und beobachten, ob die Eltern füttern, so der Experte. Bei Gefahr, etwa durch Straßenverkehr oder Katzen, sollte der Ästling vorsichtig auf einen Ast oder ins Gebüsch gesetzt werden. Der kurze Kontakt mit Menschen sei für die Jungtiere unproblematisch, auch wenn sich hartnäckig das Gerücht halte, dass der menschliche Geruch abschreckend auf die Elterntiere wirken würde, so Schallehn.
“Wir erhalten täglich viele Anrufe in unserer Wildtierstation. Während wir das Engagement schätzen, müssen wir unsere Kapazitäten auf wirklich hilfsbedürftige Tiere konzentrieren. In einem Großteil der Fälle handelt es sich um unverletzte Ästlinge, die keine Hilfe benötigen”, erklärt der Experte.
Professionelle Hilfe ist notwendig, wenn der Vogel verletzt ist oder die Eltern nicht zurückkehren. Bei Unsicherheit können die Expert*innen des Umweltbildungszentrums Auskunft geben. So werde die natürliche Entwicklung der Vögel unterstützt und unnötige Eingriffe könnten vermieden werden.