Martin Langer schreibt in und über seine Arbeiten auch immer etwas Geschichte. Dann etwa, wenn er in ein altes Schwarz-Weiß-Foto, das seinen Großvater einst auf einem Pferd in Kolumbien zeigt, auch etwas eigene Kunst einbaut – per Fotomontage. Diese Arbeit erscheint im Foto als übergroße Erscheinung. Fast wie ein Maja-Bauwerk.
Das Original, in Holz gearbeitet, steht gleich nebenan und gibt eine Hinweis auf das verfremdete Bild. Gleichsam ist es aber eingebettet in eine umfangreich arrangierte Installation aus mal realen, mal erdachten, Skizzen, Werkzeugen oder auch kleinen Skulpturen. Martin langer nennt sie Artefakte.
Nicht nur Langers Arbeiten, der in Wuppertal lebt, auch die von Helmut Brandt und Hyacinta Hovestadt machen die aktuelle Ausstellung im Museum Zündorfer Wehrturm zu einer besonderen und vor allem vielfältigen.
Hovestadt arbeitet unter anderem mit Wellpappe. Sie zeigt filigran und gleichsam stabil anmutende Skulpturen, die sie aus vielen Schichten dieser Pappe zusammenfügt. Flächen verschwinden, gleichzeitig entstehen Formen und Leerräume, die neue Blickwinkel und Lichteinfälle erzeugen.
Helmut Brandt arbeitet auf Leinwand. Aber auch hier nicht konventionell. Seine Arbeiten zeigen filigrane Schriften. Allesamt asemantisch, wie er verrät. Und allesamt in besonderer Form durch Auftragen und Wegrubbeln von Farbe erstellt. Vor allem DDR-Künstler Carlfriedrich Claus, ein Vertreter sogenannter visueller Poesie, habe ihn dazu inspiriert, verrät Brandt. „Das war ein besonderer Moment, als ich gemerkt habe: Da gehöre ich auch hin.“
Die drei Kreativen Hyacinta Hovestadt, Helmut Brandt und Martin Langer kennen sich seit rund zehn Jahren. Mehrfach haben sie zusammen ausgestellt. „Wir haben uns angenähert in unseren Arbeiten. Auch in den Narrativen“, verrät Brandt. Seine Reihe „Die Rezepturen der Friederike Haufe“ findet sich etwa in Erwähnungen auch in Arbeiten von Martin Langer wieder.
Die Ausstellung „Das Odradek-Projekt“, benannt nach dem kleinen, rätselhaften Wesen Odradek aus Franz Kafkas Erzählung „Die Sorge des Hausvaters“, ist für vier Wochen im Museum Zündorfer Wehrturm zu sehen.