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Die Leute erwarten etwas Exotisches

Das Stadtgymnasium in Porz-Mitte hat zu seiner Woche der Vielfalt auch Kabarettist, Autor und Speaker Marius Jung eingeladen

„Rassismus ist ein Thema. Das ist so ernst. Das kommt ohne Humor nicht aus.“ Kabarettist, Autor und Speaker Marius Jung macht auch an diesem Abend keine Ausnahme. Aber er spart auch die ernsten Seiten des Themas bei seinem Vortrag im Stadtgymnasium vor Schüler*innen, Lehrenden und weiteren Besuchenden nicht aus.

Er selbst sei GI-Kid, erzählt Jung, der bei Trier geboren wurde und heute in Köln lebt. „Die Amerikaner sind nach dem Zweiten Weltkrieg noch etwas geblieben.“ Einer auch für eine kurze Stippvisite bei seiner Mutter, scherzt er. Sein biologischer Vater habe später keine Rolle mehr in seinem Leben gespielt. Er sei in Deutschland geboren. Und dennoch fragten immer wieder Menschen, wo er denn eigentlich herkomme, erzählt Jung.

Viele kleine Nadelstiche seien solche Fragen. „Wenn die Leute fragen, wollen sie eigentlich etwas Exotisches hören. Etwas mit Palmen.“

Im Stadtgymnasium ist die Veranstaltung mit Marius Jung der Auftakt der regelmäßig stattfindenden Woche der Vielfalt. „Wir wollen entschlossen extremen Tendenzen entgegenwirken“, sagt so auch Schulleiterin Evelyn Pfalz. Gerade in diesen Tagen sei es wichtig, über Toleranz und Gewaltfreiheit zu sprechen.

Das findet auch Marius Jung: „Ich glaube fest daran: Diskurs ist das Allerwichtigste.“ Und die große Mehrheit sei auch bereit zu reden, erzählt er. Er selbst spreche dabei nicht für alle Schwarzen. Er spreche für sich, so Jung. Und auch er selbst sei nicht frei von Vorurteilen. So etwa bei einer Anfrage, auf Rügen aufzutreten. Rassisten, die mit Forken auf ihn warteten, habe er erwartet, sagt er leicht überspitzend. Und genau anders sei es gekommen. Herzliche Menschen habe er getroffen.

Diskurs bedeute auch, bereit zu sein, vom eigenen Standpunkt abweichen zu können, so Jung. Niemand sei frei von Vorurteilen. „Jeder, der das sagt, ist entweder zwei Jahre alt oder lügt sich etwas in die Tasche.“

Der Abend im Stadtgymnasium ist eine Mischung aus Kabarettprogramm, Lesung und Gesprächen mit dem Publikum. Auf einen Zuschauerkommentar antwortet Marius Jung so etwa: „Rassismus ist nicht mehr geworden.“ Er denke, man sei in der Gesellschaft einfach sensibler dafür geworden. Das Thema sei mehr auf dem Tableau. „Haben wir nichts gelernt? Doch haben wir“, so Jung. Vieles sei doch besser als etwa noch in den 50er Jahren.

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Der Abend in der Schulaula fand auch in Kooperation des Stadtgymnasiums mit dem Bürgerverein Porz-Mitte und der Verein Solibund statt.

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