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Boxtraining als Selbsttherapie

Box-Olympiasieger Torsten May trainiert regelmäßig mit jungen Frauen, die im Jugendwohnen St. Ursula leben

„Man kommt einfach runter vom Alltag. Kann den ganzen Stress vergessen. Für mich ist Boxen so eine Art von Selbsttherapie.“ Die 20-jährige Eda ist eine von 35 jungen Frauen zwischen 16 und 27 Jahren, die im Jugendwohnen St. Ursula der Katholischen Jugendagentur Köln (KJA) lebt.

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„Den ganzen Stress vergessen.“ – Die 20-jährige Eda beim Training mit Torsten May. Foto: Göllnitz

Sie alle kämen aus unterschiedlichen, schwierigen Umständen, erklärt Einrichtungsleiterin Henrike Boy. Vermittelt über das Jugendamt leben die jungen Frauen in der seit rund 5 Jahren von der KJA geführten Einrichtung.

Seit etwa einem halben Jahr gibt es hier an der Bonner Straße 2a ein spezielles Boxangebot. Umgesetzt von Torsten May, der 1992 in Barcelona Olympiasieger im Boxen wurde. Heute ist er Trainer, engagiert sich darüber sozial und hat bereits mehrfach mit der KJA zusammengearbeitet.

„Mich hat die Offenheit, Würdigkeit und das Anpackende hier begeistert“, erzählt May, der auch mehrfach Meister in DDR und Bundesrepublik wurde und mit seinem Bruder Rüdiger eine Boxschule in Köln-Fühlingen führt.

Alle zwei Wochen bietet er im Jugendwohnen St. Ursula ein Boxtraining an. Neben Eda für weitere Bewohnerinnen des Hauses. Dafür hat die KJA extra einen zuvor nicht genutzten Raum im Untergeschoss zum Trainingsraum umgebaut. Dieser ist jederzeit nutzbar und bietet Trainingsgeräte und Boxausstattung. Finanziert wurde der Umbau mit 1.000 Euro über die Langeler Stiftung Wunschpunkte für Kinder. Weitere 400 Euro hat Torsten May über einen eigenen Spendenaufruf mitgebracht.

„Ich spüre eine große Dankbarkeit, wenn ich mit den Frauen trainiere“, so May. „Sie sind ja nicht ohne Grund hier.“ Er selbst habe erfahren, wie Sport einem positiv Kraft gebe.

Das sieht auch Einrichtungsleiterin Henrike Boy so, die zusammen mit weiteren Pädagoginnen die jungen Frauen im Alltag begleitet – hin zu einem selbstbestimmten Leben, wie sie sagt: „Zu unserem Alltag gehört auch, ein gesundes Leben zu vermitteln. Über Ernährung und über Sport.“ Das Training fördere die Fähigkeit zur Selbstbehauptung, zudem die Kompetenz, Grenzen zu setzen.

Ziel der Einrichtung sei die Verselbständigung der jungen Frauen, so Boy. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, das bis zum 27. Lebensjahr zuständig sei. Meist lebten die Frauen zwischen ein und fünf Jahren vor Ort – und das in eigenen Appartements. Zudem gebe es im Gebäude 25 Appartements, die von Menschen in Ausbildung oder Studium angemietet werden könnten, berichtet KJA-Referatsleiter Daniel Könen. Er wünscht sich, dass auch weitere Räume im Untergeschoss, zudem der lange Flur ebenfalls einen neuen Nutzen bekämen.

„Vielleicht durch eine Kunstausstellung“, so Könen. Man arbeite daran und sei für Ideen offen. Interessierte können sich direkt an Henrike Boy wenden. Für Eda war der Umbau des Fitnessraums schon jetzt ein Gewinn: „Ballett hat mir nie gefallen. Ich wollte immer Boxen“, sagt sie. 

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