Montag, 29. April 2024
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„Seid keine Helden, aber tut was.“

Der Publizist und Philosoph Michel Friedmann hat das Zündorfer Lessing-Gymasium besucht - mit dabei Schüler*innen und weitere Gesprächspartner

Als zwei Wochen zuvor die Anfrage gekommen sei, da habe sie gedacht, sie traue ihren Ohren nicht, erzählt Schulleiterin Andrea Meinecke. „Was für eine schöne Gelegenheit für unsere Schüler*innen.“

Gemeint ist der Besuch des Publizisten, Moderators, Juristen, Philosophen und ehemaligen Politikers Michel Friedmann am Zündorfer Lessing-Gymasium. Dieser gibt das Kompliment zurück an das Lessing-Gymnasium. Er spreche gerne mit jungen Leuten, weil diese vieles in Frage stellten – auch Vorurteile, so Friedmann.

Gute zwei Stunden nimmt er sich Zeit für das Treffen und die Fragen der Schüler*innen, bevor er später am Tag bei der lit.Cologne in der Flora mit Bundesminister Robert Habeck und Autorin Nele Pollatschek ebenfalls über Judenhass spricht.

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Gut zwei Stunden sprachen Serap Güler, Abraham Lehrer, Michel Friedmann und Florian Braun mit den Schüler*innen

„Ich rede bewusst von Judenhass“, so der zweifache Vater Friedmann. Das Wort Antisemitismus sei ein lateinisches Wort, das zu viel Distanz zum Thema aufbaue. Hass sei hungrig und Hass werde nie satt, so Friedmann weiter.

Wie auch Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der ebenfalls vor Ort ist, wünscht sich Friedmann, dass auch die Zündorfer Schüler*innen Hass und Hetze gegenüberträten. „Seid keine Helden, aber tut was.“ Menschenrechte müssten im Alltag verteidigt werden, so Friedmann.

Wenn jemand auf dem Schulhof gedisst werde. Das Wort Jude, Kanacke oder Schwul als Beleidigung, nicht als Information, genutzt werde. „Manchmal denkt man vielleicht: Was geht mich das an? Aber irgendwann ist man selbst dran“, berichtet Michel Friedmann und nennt Beispiele aus seiner eigenen Schulzeit. Auch er sei als Jude beschimpft worden. In einer Zeit, als Nazis nach dem Krieg wieder öffentliche Ämter bekleideten. Aber hofften, nicht entdeckt zu werden.

„Ich hoffe hier gehen kritische und informierte Menschen aus der Schule raus“, wünscht sich Friedmann, dessen Mutter und Großmutter dank Oskar Schindler nicht dem Holocaust zum Opfer fielen. Auch das erzählt er den Schüler*innen. Schon früh habe er als Kind Fragen gestellt. Gerne gestritten. Es sei nicht schlimm, anderer Meinung zu sein. Streit sei etwas Gutes, so Friedmann, der mit Personenschutz zum Treffen ans Lessing-Gymnasium anreist. „Wir alle sind Menschen. Wenn auf eine Gruppe Menschen Hass gerichtet wird, dann sind wir alle gemeint.“

Möglich gemacht hat den Besuch die Bundestagsabgeordnete Serap Güler. Sie war ein paar Wochen zuvor auch schon einmal an der Schule und hat dabei aus einem Buch zu Vielfalt und Diversity gelesen. Für den Landtagsabgeordneten Florian Braun, der ebenfalls vor Ort ist, ist es ein Besuch an seine ehemalige Schule. 2008 habe er am Lessing-Gymnasium Abitur gemacht, so Braun. Und grüßt dabei gleich auch noch seinen ehemaligen Mathelehrer, den er im Publikum wiederentdeckt. 

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