Zu einer Projektwoche hat Autor Farhad Alsilo die Finkenberger Lise-Meitner-Gesamtschule besucht
In seinem Buch geht es um seine ganz persönliche Geschichte. Seine Flucht vor dem Islamischen Staat und sein Ankommen in Deutschland. Autor Farhad Alsilo hat jüngst zu einer Lesung die Finkenberger Lise-Meitner-Gesamtschule besucht.
Alsilo sprach so zu und mit Schülerinnen der Stufe neun und ein paar weiteren Jahrgängen. Er ist jesidischer Herkunft und stammt gebürtig aus dem Nordirak. Dort fand 2014 ein Völkermord an der jesidischen Bevölkerung statt, der auch vom Bundestag seit Januar 2023 als ein solcher anerkannt wird.
Auch an unserer Schule gibt es viele jesidische Schülerinnen, erzählt Lehrer Martin Beger.
In seinem Buch “Der Tag, an dem meine Kindheit endete” erzählt Farhad Alsilo eindringlich von seinen Erlebnissen. Wie ein normaler Junge habe auch er sich auf seinen ersten Schultag gefreut, so der Autor. Er sei gerne zur Schule gegangen.
Mit zwölf Jahren habe sich sein Leben dann schlagartig verändert: Der IS erschoss seinen Vater und seinen Onkel und entführte seine Schwestern. Sein Heimatdorf sei von IS-Kämpfern von einen auf den anderen Tag dem Erdboden gleich gemacht worden, so der Autor.
Was folgte war eine Flucht: Mit seiner Mutter und anderen Familienmitgliedern ging es für ihn über das Sindschar-Gebirge. Tagelang hätten sie nichts zum Essen gehabt, so Alsilo. Tagsüber seien die Temperaturen auf 40 Grad gestiegen, nachts seien sie fast erfroren.
Durch großes Glück seien er und seine Familie in ein Programm für Kontingentflüchtlinge des Landes Baden-Württemberg aufgenommen worden, so der Autor. In Deutschland sei für ihn alles neu gewesen, so Alsilo. E-Roller, einen Spielplatz. Nichts davon habe er vorher schon mal gesehen.
In Deutschland hat Farhad Alsilo erstmals seinen Geburtstag gefeiert – eine Tradition, die es in seiner Heimat nicht gebe, so sagt er – kam später auf die Realschule und wurde Stufenbester bei seinem Abschluss. 2023 habe er sein Abitur machen könne, so Alsilo. Ein Studium im Bereich Maschinenbau beginnt er in diesem Jahr.
Vor jedem Abschluss habe er Angst gehabt, ob er mit den einheimischen Schülerinnen mithalten könne, erzählt der Autor. Auch jetzt vor dem Start des Studiums wieder.
“Die Schülerinnen waren von Farhads Geschichte sehr bewegt”, so Lehrer Martin Beger. Das habe man auch an den vielen Nachfragen gemerkt. “Ein Schüler wollte wissen, ob Farhad später wieder zurück in den Irak gehen möchte.” Er könne sich dies aber nicht vorstellen, da er nicht daran glaube, dass sich die Situation im Irak zum Positiven ändern werde, so der Autor.
Der Besuch von Farhad Alsilo fand als Teil der Projekt- und Fahrtenwoche der Schule statt. Neuntklässlerinnen widmen sich dann immer dem Bereich “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”. Seit mehreren Jahren ist die Lise-Meitner-Gesamtschule eine offiziell ausgezeichnete “Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage”.
Insgesamt ging es für die Schülerinnen so um Themen, wie Frauenrechte, Antisemitismus, Homophobie oder auch um Anti-Gewalt-Training. Eine der Klassen hat zudem verschiedene Religionsstätten und Begegnungszentren besucht. So etwa das Jüdische Begegnungszentrum Porz, die Moschee in Ehrenfeld, die Lukaskirche in Porz-Mitte und den Hindutempel in Kalk. Zum Abschluss wurde im Jugend- und Begegnungszentrum Glashütte gemeinsam international gekocht.
“Es war eine tolle, wertvolle Projektwoche mit vielen spannenden, erkenntnisreichen Eindrücken zu einem wichtigen Thema”, so Lehrer Martin Beger. (red./Lars Göllnitz)