Er selbst komme gebürtig aus einem 400-Seelen-Dorf in Würtemberg, berichtet Pfarrer Rolf Theobold. Dort sei der Friedhof der Ort der Begegnung gewesen. In anderen Gemeinden sei es der Dorfplatz. “Menschen brauchen solche realen Begegnungsräume”, sagt er. “Ich bin überzeugt, das ist auch wichtig für die Demokratie. Menschenhass blüht besonders gut dort, wo es den Austausch gar nicht erst gibt.”
Theobolds Evangelische Kirchengemeinde Porz möchte einen solchen Platz direkt neben der Lukaskirche schaffen. Lukasquartier lautet der Name des Projekts, das nicht nur den autofreien Platz, heute der Kirchplatz, sondern auch weitere Maßnahmen umfasst. So etwa auch die barrierefreie Neugestaltung von Kirchenentree und Gemeindesaal unter dem Kirchraum. Zudem soll ein Wohnhaus mit mehreren Einheiten anstelle des alten Pfarrhauses entstehen.
Um das Lukasquartier, Untertitel: “Das Dorf in der Stadt”, wahr werden zu lassen, hat die Kirche über die letzten Jahre Geld gesammelt. Dies sei nötig, so Theobold. “Geld, das wir als Kirche alleine nicht mehr haben.” Nun ist eine Großspende hinzugekommen: 700.000 Euro steuert die Sozialstiftung NRW bei. Diese arbeitet seit 50 Jahren und bezieht ihre Gelder aus Spielbankerträgen des Landes. Man wolle als Möglichmacher auftreten, so Marco Schmitz, Vorsitzender des Stiftungsrates. Mehr als 7.000 Projekte haben man seit 1974 unterstützt – insgesamt eine Milliarde Euro verteilt.
Bis zum Bescheid der Sozialstiftung NRW habe man nicht gewusst, ob man das Projekt Lukasquartier tatsächlich umsetzen könne, so Pfarrer Theobold. Weitere Gelder kommen aus Landes- und Bundesmitteln für den Denkmalschutz, von der Aktion Mensch, zudem aus einem baulichen Wettbewerb von 2019.
Losgehen mit der Umsetzung der Maßnahmen könne es nach Plan ab dem ersten Quartal 2025, erklärt Theobold. Sein Wunsch umfasst noch mehr Maßnahmen, die aber nicht zum aktuellen Förderrahmen gehören: So etwa die Umgestaltung der Kindertagesstätte hinter der Lukaskirche zur interreligiösen Kita. Und auch der Sakralraum der Kirche könne eine Integration erfahren, wünscht sich Rolf Theobold. Mit regelmäßigen Veranstaltungen, wie dem Gedenkabend zur Pogromnacht oder zur Übergabe des Städteatlas Porz, wären Schritte dazu getan, so Theobold.