Donnerstag, 7. Dezember 2023
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Als Martin Söll die Firma Sanitherm Peter Schumacher GmbH Anfang 2016 komplett übernimmt, ist er doppelter Meister, als Gas- und Wasserinstallateur…

Als Martin Söll die Firma Sanitherm Peter Schumacher GmbH Anfang 2016 komplett übernimmt, ist er doppelter Meister, als Gas- und Wasserinstallateur und als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Und er hat drei Kinder: Im November 1993 wird Sebastian in Bergisch Gladbach geboren, 1996 Wolfgang in Köln und 2002 Leonie in Leverkusen.

Im Jahr nach Leonies Geburt vermerkt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): "2003 war das bislang schwierigste Jahr auf dem Lehrstellenmarkt seit der Wiedervereinigung". Und weiter: "So wenig Lehrstellen gab es noch nie."

Martin Söll und seine Frau hatten sich beraten. Die Sanitherm zu übernehmen, das war Martin Söll eigentlich "zu groß". Andererseits: Mit dem Betrieb an der Hand hätten die Eltern für Leonie, Wolfgang und Sebastian bestmöglich gesorgt. Die Sanitherm bietet viele Möglichkeiten, es werden immer mehr, und die Familie wäre so unabhängig wie nur möglich. Also sagt er zu (wie er hier erzählt: siehe QR-Code). Denn grundsätzlich selbstständig werden wollte er eigentlich schon immer.

Zwölf Jahre später entwickelt sich die Ausbildungssituation für die Sölls sehr entspannt. Leonie entscheidet sich, Ergotherapeutin zu werden. Wolfgang macht beim Finanzamt ein Duales Studium und wird Finanzwirt. Sebastian aber ist voll auf "Sanitherm-Kurs". Er krabbelt schon in der Firma herum, bevor er zwei Jahre alt ist.

1995 hat seine Mutter schwer mit einer Autoimmunerkrankung zu kämpfen. Noch ist Sebastian das einzige Kind. Die Eltern finden eine pragmatische und moderne Lösung, und der Betrieb spielt mit: Kurzerhand nimmt der Vater, damals noch nicht Geschäftsführer, den Sohn mit zur Arbeit. Sanft durch die Gegend geschaukelt, schläft Sebastian den Weg im Auto und wird, sobald er wach ist, ins Büro zum Papa geholt. Sebastian wächst zwei, drei Monate zwischen Installateuren und Heizungsbauern in der Sanitherm auf. Sein erstes Wort ist "Schraubenzieher". Mit vier Jahren begleitet er den Vater zum Notdienst. Auf Kindergeburtstagen wird bei Sölls "gebastelt und geschmiedet." "20 bis 30 Kinder, mit denen voll organisiert alles Mögliche gemacht worden ist und immer Handwerk. Also, wir haben nie Puppen angemalt oder so. Die haben gehämmert, gefräst, gedreht und geschmiedet", erzählt Martin Söll. "Wir sind auf einer Baustelle groß geworden", sagt Sebastian dazu. "Ich weiß nicht, wie viele Jahre wir unser Haus umgebaut haben. Es gab gefühlt keinen Abend, wo es nichts zu tun gab. Deswegen haben wir, glaube ich, auch in früher Zeit schon Einblick gehabt in die Baubranche, ins Handwerk."

Es ist nicht so, als hätte das Haus nicht schon vorher da gestanden. Martin Söll hat es aus der Familie übernommen baut nun zusammen mit seiner Frau fast alles komplett neu – nur als sie krank ist, legt sie eine Pause ein. Im Parterre wohnt die junge Familie, oben wird alles abgerissen. Die beiden schaffen viel: Aus ursprünglich 14 Fenstern werden am Ende 28. Um das Haus herum baggert Martin Söll aus, isoliert den Keller, setzt einen Regenwassertank in – oder besser: unter – den Garten. Dämmt mit baubiologischen Materialien, die recycel- oder abbaubar sind: Zelluloseflocken, dann Weichfaser als Unterspannbahnen, Naturkork für die Fassade. Darunter Fermacell-Platten. Darüber an der Fassade mineralischen Putz. Als Martin Söll damals, Anfang der 90er Jahre, das Dachgeschoss mit einer 20-Zentimeter-Schicht dämmt, wird er ausgelacht. Heute hätte wohl jeder gern so ein Dach…

Mitte der 90er Jahre baut er eine Scheitholzheizung ein. Fällt selbst Bäume und baut sich einen voll hydraulischen Holzspalter. Morgens, sehr früh, bevor er zur Arbeit fährt, etwa vier, halb fünf Uhr, sorgt er dafür, dass der Rest der Familie es warm hat. Mittags übernimmt seine Frau. Bis sie nach 15 Jahren genug davon hat und er eine Wärmepumpe einbaut. Heute ist die Holzheizung demontiert. Die Wärmepumpe sorgt immer noch – zusammen mit Photovoltaik, Solarthermie und Brennstoffzelle – für ein warmes Haus und warmes Trinkwasser. Der Stromverbrauch bleibt auch gering.

Sebastian baut inzwischen mit seinen Freunden Baumhäuser und Tore fürs Inliner-Hockey. Und er hilft mit.

Mit 15, 16 Jahren beginnt er, in den Ferien bei Sanitherm zu arbeiten. Einen Cousin und einen guten Freund bringt er gleich mit. "Es war ein Riesenvorteil, hier arbeiten zu können", sagt er. "Wir haben ein kleines Taschengeld bekommen und wenn wir irgendwas Besonderes machen wollten, konnten wir in den Ferien hier jobben." In der Zeit holt sich einer der Gesellen einen blauen Finger, als Sebastian einen Kanaldeckel zu früh fallen lässt. "Finger ist noch dran, alles gut, nur die Geschichte wird heute noch erzählt", sagt Sebastian. Und fügt hinzu, grinsend: "Wir haben uns immer noch gern."

Die Verkehrsverbindung von Leverkusen nach Porz ist schlecht, also fahren die Jungs mit Sebastians Vater mit. Martin Söll beginnt um fünf Uhr zu arbeiten. Das kann, gerade für Teenager, an manchem Montag sehr, sehr anstrengend sein.

Mit 16 schließt Sebastian die Realschule ab und steigt direkt ein in die Lehre, bei einem Betrieb zuhause in Leverkusen. "Ein kleiner Ausbildungsbetrieb: der Chef, zwei Gesellen und ich. Das heißt, sehr persönlich. Man kannte sich und musste sich verstehen." Der Inhaber hatte bei Martin Söll gelernt, als dieser noch in seinem ersten oder zweiten Betrieb angestellt war. Sebastian verkürzt seine Ausbildung um ein halbes Jahr. "War eine gute Zeit und hat auch gut funktioniert."

Seine Gesellenprüfung macht er mit 19 Jahren, als "Anlagenmechaniker SHK", wobei "SHK" für "Sanitär Heizung Klima" steht. Man hat inzwischen die beiden Berufe "Gas- und Wasserinstallateur" und "Zentralheizungs- und Lüftungsbauer" zusammengelegt und mit dem Anlagenmechaniker SHK ein neues Berufsbild geschaffen, das beide vereinigt.

Als Sebastian als Monteur beginnt, arbeitet er erst mal sechs Wochen in einem Betrieb in Österreich, zu dem sein Vater über den Kessel Werkskundendienst den Kontakt hergestellt hat. "Da habe ich gesehen, dass alle nur mit Wasser kochen. Also, es war jetzt kein Kulturschock. Und es ist nicht schlecht, andere Betriebsabläufe gesehen zu haben." Der österreichische Betrieb ist mit seinen etwa 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr auf Neubau eingerichtet. Für die Fertighäuser wird viel vorproduziert. Sebastian arbeitet viel in der Halle.

2015 macht Sebastian mit 21 Jahren seinen Meister direkt nach Gesellenprüfung und Aufenthalt in Österreich und ist damit einer der jüngsten, die es (bis dahin) jemals in Köln gab. Möglich ist das, weil kurz vorher die Regel weggefallen ist, dass man für den Meistertitel fünf Jahre Berufserfahrung braucht. Also besucht er sofort die Meisterschule Köln in Vollzeit. Nach der Prüfung ist er Meister für das Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk. Damit deckt er beide Bereiche ab, für die sein Vater noch zwei Prüfungen ablegen musste. Denn auch die Meistertitel hat man zusammengelegt.

Jetzt ist Sebastian Söll bereit, voll in die Sanitherm einzusteigen.

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