In den folgenden Jahren kehrt etwas Ruhe ein. Die Sanitherm kann sich konsolidieren, etablieren und sortieren. In dieser Ruhe können sich Geist und Finanzen entfalten. Die gewonnene Stabilität gibt festen Boden unter den Füßen. So entstehen bald wieder neue Ideen – und die Kraft, sie in die Tat umzusetzen!
Als die Firma Kessel auf der Suche nach Schulungsräumen ist, findet sie sie bei Sanitherm in Köln. Und in Martin Söll einen kompetenten Dozenten dazu. Hin und wieder übernimmt er das Unterrichten. Ursprünglich sollte in der Fuggerstraße ein Hausmeister einziehen. Nun finden in den Räumen die Kessel-Schulungen statt, rund 15 Jahre lang. Die Beziehung der beiden Unternehmen zueinander festigt sich über die Zeit weiter.
Auch einen Teil der Fertigstellung übernimmt die Sanitherm für Kessel, für etwa neun Jahre. Große Fettabscheider werden innerhalb eines Tages hier zusammengebaut und von Köln aus ausgeliefert an den Kunden: geprüft, gestempelt, nach Kessel-Werksvorgaben. Nach dieser Zeit hat Kessel – die Firma ist ja rasend schnell gewachsen – aufgestockt und fertigt wieder komplett selbst. Sanitherm hat sich weitere Kompetenzen erworben und kann bald auch Schacht-, Kleinklär- und Sonderanlagen ausbauen, an die Umgebung und den Einbauort angepasst.
Der Kundendienst wird weiter ausgebaut. Die EDV wird komplett umgebaut (die ganz zu Anfang noch auf Unix basierte), um die Jahrtausendwende herum. Und Sanitherm stellt alle Firmenwagen von den verschiedensten Modellen einheitlich auf Citroën Jumper um.
Im Herbst 2004 holt Renate Schumacher eine Erotik-Ausstellung in die Bad-Ausstellung in der Bergerstraße. Die Kooperation bad&heizung hat Gemälde ausgeliehen, und einzelne Betriebe präsentieren die Kunst und ihre Bäder im gemeinsamen Umfeld als ein gesellschaftliches Ereignis. Zwischen Spiegeln und einem Chili- und Flammen-Meer blitzt nackte Haut auf Leinwand den Besuchern entgegen. Wenn das mal nicht "Wärme und Wohlbefinden" vermittelt… Die Ausstellung zeigt das Bad als Ort von Intimität, Entspannung und sicherer Geborgenheit. Aus jedem Bad lässt sich eine Wellness-Oase machen.
Ab 2009 führen Martin Söll und Peter Schumacher gemeinsam und gleichberechtigt den Betrieb, auf der Basis eines tiefen Vertrauensverhältnisses. "Es wäre doch schlecht gewesen, wenn ich hier schon ein Misstrauen an den Tag gelegt hätte," sagt Peter Schumacher. "Also: fifty-fifty. Mit allen Schwierigkeiten." Die es aber nie ernsthaft gibt. Und so entwickeln beide bald wieder neue Ideen:
Am 12. März 2011 fährt Peter Schumacher mit dem Auto von einer "Erfa"-Tagung aus Bonn zurück nach Köln und es arbeitet in ihm. Auf diesem Erfahrungsaustausch zwischen Mitgliedern von bad&heizung hat ein Betrieb sein Wasserschadenmanagement vorgestellt. Peter Schumacher und Martin Söll fühlen sich inspiriert, auch so eine Abteilung zu gründen. Zumal sie schon genau wissen, wem sie diese Arbeit anvertrauen möchten. Wen sie gerne auch als Fachkraft halten möchten, mit einer Aussicht auf einen Büro-Job. Noch im selben Jahr baut Dirk Reschke die Abteilung auf und wächst in den Innendienst hinein. Jeder, der als Schadentechniker dazu kommt, wird erst mal TÜV-zertifiziert – mit Ahmet Kücük ein weiterer vorheriger Lehrling, der heute noch dabei ist. Heute geht es längst nicht mehr nur darum, einen Rohrbruch zu orten. Die Fachkräfte kümmern sich auch um die Reparatur der Schadenursache und bearbeiten, beseitigen die Auswirkungen. Auf Wunsch helfen sie sogar bei Versicherungsfragen.
Dann wird die Trinkwasserverordnung erneuert und 2014 erstmals das Prüfen auf Legionellen unter bestimmten Umständen Pflicht. Legionellen können mit Wassernebel eingeatmet werden und dann die Legionärskrankheit auslösen. Die zeigt sich wie eine schwere Lungenentzündung und kann durchaus tödlich sein. Martin Söll reagiert schnell, arbeitet sich in die neuen Vorschriften ein und erstellt eine Präsentation: Die Sanitherm lädt eine ganze Reihe Hausverwaltungen zu einer Info-Veranstaltung ein. An deren Ende steht das Angebot eines Wartungsvertrags und damit das Angebot, die Pflichten der Hausverwaltungen umzusetzen und so die Verantwortung zu übernehmen. Dieses Angebot nehmen viele wahr.
Die Sanitherm beginnt so, sich auf dem Gebiet der Trinkwasserhygiene zu etablieren. Wieder baut ein ehemaliger Sanitherm-Lehrling die Abteilung auf. Dieser wird später seine eigene Firma führen. Selbst ohne ihn ist die Sanitherm heute noch einer der wenigen Betriebe deutschlandweit, die von Legionellen befallene Trinkwasseranlagen sowohl thermisch wie chemisch desinfizieren können.
Auch die Heizungsabteilung leitet heute noch jemand, der bei Sanitherm in die Lehre gegangen ist – als Gas- und Wasserinstallateur und als Heizungsbauer, jemand, "dem wir irgendwann gesagt haben: Komm doch rein, du bist so gut…" Peter Schumacher denkt an Michael Dürscheidt, als er an die Freiheit denkt, in diesem Beruf auch draußen zu sein und eben nicht nur am Schreibtisch zu sitzen…
2015 ist das letzte Jahr, in dem Peter Schumacher den Betrieb mit Martin Söll gemeinsam führt. Am 01. Januar 2016 scheidet er als Geschäftsführer aus. "Wichtig ist," sagt Peter Schumacher, "selbst die Entscheidung zu treffen: Jawoll! Dann hörst du auf." Und doch ist "Schumi" bis heute festes Mitglied der "Dienstagsbesprechungen".